Der Einfluß...
... ist offenbar:
Die tantrische Haltung hat mich in allen Lebensbereichen weicher, fließender gemacht. Gleichzeitig bin ich auch klarer, entschiedener und mutiger geworden. Dies zusammen mit den anderen tausend Risiken & Nebenwirkungen des Tantra ist die größte Veränderung hin zu Freiheit, Authentizität, Ausdruck und Humor. Meine unabdingbare Basis dazu ist Selbstwahrnehmung (Energien, Geist, Körper, Herz, inneres Theater, etc...), Außenwahrnehmung und In-Resonanz-Gehen. Ganz einfach ausgedrückt: Wenn "es" fließt... Manchmal braucht es allerdings Zeit und Übung, diese Basis zu schaffen und niemand wird je perfekt darin. Da hilft der Mut, sich auf andere einzulassen, in Partnerschaft, Freundschaft und Tantra-Workshops...
Dieser Prozeß von wertfreier Wahrnehmung, Resonanz und Ausdruck bestimmt auch mein Liebesleben - mit Partnerin oder im Ritual: Ich nehme mich wahr - ich nehme Sie wahr - das tut etwas mit mir - das mute ich ihr zu und herum herum im Kreis im Kreis...
Meine erotische Energie: Wenn heftig, bin ich heftig. Und meine Partnerin geht in Resonanz, mal verstärkend, mal aufnehmend, mal verändernd. Ein Spiel, das sich wie eine Spirale dreht...
Und wenn ich sanft bin, bin ich sanft. Wenn sie heftig ist, ist sie heftig und ich bin neugierig zu erfahren, was es mit mir macht.
Im Grunde hat Tantra dieses Spiel für mich erst möglich gemacht: Freiheit von Hemmungen in Wahrnehmung, im Ausdruck der Lust, Freiheit von Angst vor Resonanz und Veränderung, Freiheit das zuzulassen, was gerade ist. Und nicht zu vergessen: Lachen, weil es doch nur eine Runde im kosmischen Spiel ist, zusammen mit den Göttern lachen über unseren kindlichen Ernst...
Unser Liebesleben ist dadurch reich an Spielarten: Von Macht zu Unterwerfung, von Extase zu Wellengleiten, von schnell bis langsam, von mir oder ihr angestoßen, von Maithuna bis sanftem Schmerz. Immer im neugierigen Erforschen dessen, was die Lust mit uns macht und zumeist frei von Angst und Rollenverhalten. So können wir auch Missionare sein, brav und blümchenversext. So können wir einander fesseln und dominieren, böse und machtvoll zugleich geborgen und vertrauend.
Das heißt nicht, daß es keine Konflikte gibt! Wir tragen sie nur in demselben Geiste aus, manchmal laut, manchmal leise, manchmal mit Lösung, manchmal vertagt. Wir spüren dabei das Herzensband, das uns verbindet und das ich aus meiner Zeit vor dem Tantra nicht kannte, keine Sensoren dafür...
Beim Sex reagiere ich sensibel, wenn selbsternannte Meister unter dem Deckmantel des "wahren" Tantra Wertekataloge austauschen: Jetzt gibt es nur noch göttlichen Sex, befreit von Orgasmuszwang des Mainstreams und stets mit einer Extradusche himmlischer Endorphinschübe versehen. Es paßt nicht zur Freiheit und ist für Menschen mit Dienergesinnung, die es aber in jeder Richtung gibt: Heraus aus der Sklaverei der Werte suchen sie sich die nächstbeste offene Stelle in gleicher Position...
Insofern erlebe ich also Tantra hier in der Liebesbeziehung genauso verändernd wie in meiner Beziehung zum Rest der Welt. Und gleichzeitig auch anders, denn die Sexenergie bekommt durch Tantra in unserem Beziehungsleben eine besondere Rolle. Dieses Vitalisieren kenne ich aus anderen Richtungen (psycho, spirito, religio...) und deren Beziehungsmodellen nicht. Übrigens habe ich deswegen ursprünglich einmal mit Tantra angefangen: Ich wollte meine zentralen Motive Kopf (Denken), Herz (Fühlen) und Bauch (intuitive Kraft) mit dem vierten Motiv Lingam (Eros) in Verbindung bringen und schauen, wie sich meine Lebenskräfte dann so entwickeln. Tantra war das einzige mir bekannte System, das das ermöglichte und siehe: Fängt man einmal an, verändert sich das ganze System - zunächst ich, dann Freunde, Partnerin, Familie, Kollegen und nicht zuletzt alles um mich herum, was lebt und nicht lebt - von der kleinen Lasius niger, die mir über den Zeh krabbelt bis hin zum Mond, der mich in Silberlicht taucht...
Es grüßt,
Nigromontan