Gegenlicht
Der Moment, als er in der Tür stand und sie an ihm vorbeiging, hatte etwas zutiefst magisches. Sein Phallus war weit aufgerichtet, obwohl seit ihrer letzten Berührung schon mehrere Minuten vergangen waren und die Überlegung, den Raum zu wechseln, um die schon schlafenden Menschen nicht zu stören, beiden einiges an konzentrierter Überlegung abforderte. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen, sanft und wie beiläufig an ihm entlang zu streichen. Der Raum im Halbdunkel, die warme Beleuchtung aus dem Flur tauchte ihn von der Seite in goldenes Licht. „Majestätisch“ fiel ihr dazu ein.Begonnen hatte alles am Nachmittag in diesem wunderschönen Seminarraum. Von Sonne geflutet saßen beide in Stille und schauten sich über lange Zeit in die Augen- eigentlich in die Seele. Keiner kannte den Schmerz des jeweils anderen, der sich durch die langsam rinnenden Tränen zeigte. Und gerade dieser Schmerz rührte sie so an, dass eine erste Neugier auf diesen unbekannten Menschen erwachte.
Das Abendritual wünschten sich beide insgeheim miteinander, aber es sollte anders kommen: eine kurze Unterhaltung mit anderen, während er noch duschte, keine Möglichkeit der Verständigung über diesen leisen Wunsch und beide hatten andere Partner, mit denen sie eine Erfahrung teilten.
Ein letztes gemeinsames Ritual ließ den Abend ausklingen. Annäherung. Offenheit. Erste zarte Berührung, die sich behutsam intensivierte. Ein selbstverständliches Miteinander, trotz aller Zurückhaltung, die aus ihrer großen Angst vor neuer Verletzung, Furcht vor nicht nachvollziehbarer Zurückweisung resultierte.
Die Angst blieb durchaus, aber das Gefühl der Neugier, des einander Wohltun Wollens war einfach stärker. Jede Berührung richtig, ganz, vollkommen, passend. Mehr! Sie reagierte unglaublich sensibel auf ihn, jedes Touchieren auch nur einer seiner Fingerspitzen löste intensivste Empfindungen in ihr aus. Kein winziges Fünkchen Abwehr gegenüber den ihren Körper erkundenden Händen stellte sich ein. Das kannte sie kaum noch. Früher oder später zeigte sich doch in jeder Begegnung ein Moment des inneren Widerstandes. Ein Unvermögen, sich einzulassen, geschweige denn hinzugeben.
Mit ihm war das anders. Ein inneres Sehnen nach mehr ließ sie alles ausblenden. Menschen um sie herum kamen, gingen, verabschiedeten sich, rumorten geschäftig, plauderten- sie nahm nichts davon wahr. Nur Fühlen, nur Genießen. Ihr Körper unterstrich diese Sehnsucht. Ihre Brüste spannten sich, ihr Körper streckte sich seinem entgegen, ihre Yoni bereitete sich auf ihn vor, indem sie alles an Feuchtigkeit abgab, was für eine lustvolle, geschmeidige Berührung so wichtig war. Er tauchte seine warmen Finger in dieses schlüpfrige Nass und sie bäumte sich ihm noch mehr entgegen, umfasste ihn und zog ihn so dicht an sich heran, wie sie konnte. Es passte kein Blatt mehr zwischen sie, Arme waren im Weg, Münder begegneten sich, Zungen spielten umeinander. Sie saugte daran, begleitet von lustvollen Seufzern und leisem Stöhnen. Sie umfasste seinen Lingam, der fast zu groß für ihre zierlichen Hände war. Die Spitze war schon ganz glitschig, sodass sie feuchte Schlieren an seinem Oberschenkel hinterließ. Mit diesem natürlichen Gleitmittel ließ sie die Haut darüber gleiten, zog sie wieder zurück, kreiste mit dem Finger darüber, bis er hörbar tief atmete. Allmählich wurde beiden klar, dass sie einen Ort des Rückzugs suchen mussten. Das war der Moment, als sie an ihm vorbeiging und sich dieses Bild von seinem in goldenes Licht weit aufgerichteten Lingams für immer in ihrem Kopf einbrannte…
Sie bereitete ein Bett vor, zündete eine Kerze an, sorgte für wohlige Wärme im kühlen Schlafraum, während er eine Decke holte. Und es war, als ob es keine Unterbrechung gegeben hätte. Bis zu dem Moment, als er sie auf sich zog und seine Spitze sich den Weg zu diesem warmen, feuchten Ort des Sehnens bahnte. Ein kurzes Innehalten, ein Bewusstwerden dieses besonderen Moments. Einatmen, ausatmen, ein, aus…
Dann glitt er so langsam, wie es überhaupt vorstellbar und machbar war, in sie hinein. Füllte sie aus, sie spürte das Pulsieren, es war, als ob sein Herz in ihr schlug.
Langsame vorsichtige Bewegungen, er ganz zurückhaltend, sie ihn mit aller Macht einsaugend. Während sie die Kontrolle verlor und sich ein Schwall über seinen Unterleib ergoss, bewahrte er sie noch. Ein erneutes Aufschwingen, sie sah ihm in die Augen dabei und diesmal war kein Schmerz mehr da, nur Lust, zunehmend ungezügelt, gierig. Keiner gab den Rhythmus vor, sie hatten ein natürliches gemeinsames Schwingen, was sich immer höher schaukelte. Und diesmal hielt er sich nicht zurück, ließ los, alles los, Spannung, einen stummen Schrei, verströmte sich in sie, die ihn noch tiefer in sich einsog und nicht wieder losließ. Freude in ihrem Gesicht über seine Lust, die nur ihr galt. So fremd und in diesem einen Moment so vertraut, dass sich ihr Herz weit öffnete.
In diesem offenen Zustand ließen sie die Spannung abklingen, waren sich nah, vertraut, zärtlich, als ob sie sich in- und auswendig kennen würden, obwohl es doch das erste Mal war. Er schlief schnell ein, während sie seine Energie noch in sich fühlte und lange wach lag. Glücklich, wieder so fühlen zu können.