Aber ich frage mich immer, muss ich wirklich jeden annehmen?
Liebe Zaubersonne,
die Antwort dieser Frage liegt meiner Meinung nach in der Antwort der Frage, wie tief Du in Tantra bzw. die tantrische Philosophie eintauchen möchtest.
So wie ich das heraushöre, hast Du Dir diese Frage schon beantwortet - und dann ist es auch gut so (bis sich an dieser Entscheidung etwas ändert!).
Und irgendwie komme ich mir immer vor wie eine Außerirdische, wenn ich sage „nee ich muss nicht alles annehmen“ und dann als Standard Antwort kommt „das ist aber untantrisch“
Um zu beantworten, ob dies oder jenes untantrisch ist, muss man erst die Frage beantworten, was tantrisch ist. Ich denke aber, dass die Antwort auf diese Frage sehr umfangreich und individuell ist, so dass man damit locker drei Threads füllen kann!
Grundsätzlich hat jeder Mensch erst einmal die Freiheit, etwas nicht anzunehmen. (Und wir sind ja hier, um eine menschliche Erfahrung zu machen!
)
Wer tantrische Seminare besucht, um z.B. sich selbst zu entdecken/entwickeln, seine Sexualität zu erweitern oder um einfach nur eine schöne Zeit zu haben, sollte gut auf sich achten, seine Grenzen spüren und diese setzen. (Hier stimme ich einen "Vorschreiber" bei, dass das ein Akt der Selbstliebe ist, die wiederum die Basis ist, sich anderen wieder zu öffnen.)
Personen, die tantrische Seminare besuchen, um u.a. ihre Grenzen zu erweitern, würde ich einladen, auch mal etwas zu tun, wogegen sie erst einmal eine Ablehnung haben - und dann nachspüren lassen, wie sich das dann danach anfühlt. (Hier ist die Frage, ob Du [lieber Leser], diesen Wunsch hast. Nein, nicht? Okay, alles gut!
)
Wer Tantra ernsthaft praktiziert, sollte aus meiner Sicht in der Lage sein, Dinge zu tun, die den meisten Menschen schwerfallen:
• eine professionelle Tantra-Masseurin sollte bei jedem ihrer Gäste in der Lage sein, in die Liebe und in die Hingabe zu gehen,
• erfahrene Tantriker (m+w) sollten in der Lage sein, mit jedem ins Maithuna zu gehen, weil sie in der Person gegenüber die Erscheinung des alleinen göttlichen Weiblichen/Männlichen erkennen,
• Personen, die sich bewusst sind, dass diese duale Realität nicht das Einzige ist und dass sich dahinter nur die Einheit verbirgt, sollten jede Person, die ihnen begegnen, als göttlichen Ausdruck das All-Einen erkennen.
Zugegeben: Die letzten Punkte sind Ideale. Faktisch wird nicht jeder professionelle Tantra-Masseurin jeden Gast akzeptieren, nicht jeder "Maithunaner" mit jeder Person in die Vereinigung gehen - und selbst Personen, die sich ganz klar sind, dass die Einheit hinter allem steckt, werden mitunter in ihre menschlichen Verhaltensweisen zurückfallen und sich z.B. über den Arsch ärgern, der ihnen gerade die Vorfahrt genommen hat.
Das ist alles okay - weil letzlich menschlich.
Die Frage ist immer: Was möchte man selbst durch Tantra erreichen? Und so wie jeder ganz individuell diese Frage beantwortet, ist es aus meiner Sicht richtig.
Namasté
Klaus