Auflösen
Ich atme. Beim Einatmen hebt sich meine Bauchdecke, beim Ausatmen fällt sie in sich zusammen. Langsam fliegen meine Gedanken davon. Ich sehe ihnen nach, wie sie allmählich immer kleiner werden. Irgendwann sind sie verschwunden. Meine Augenlider werden schwer. Ich lasse sie sinken und spüre meinem Atem nach. Eine Reise durch mich, meinen Körper, meine Seele beginnt. Meinen Rücken spüren, der auf der Decke liegt. Das Wippen meiner Zehen wahrnehmen. Wie pulsiert das Blut in mir?
Die letzten Gedanken verlassen mein Gehirn und begeben sich auf ihre Reise. Ich brauche sie jetzt nicht.
Nun beginnt er, der Prozess des Auflösens. Allmählich sinke ich in mich ein, nehme mich wahr, tauche tief in mich ein. Meine Umgebung verschwimmt. In völliger Stille bin ich mit mir allein.
Mein Atem fliesst ruhig und gleichmässig. Meine Bauchdecke hebt und senkt sich im gelassenen Rythmus der Atemzüge.
Ich spüre mich selber, lasse mein Unbewusstes fliessen, möchte fühlen, wohin es mich treibt. Was drängt nach oben, was möchte nun passieren? Gelassen und mit mir im Reinen genieße ich mich. Dieses Geschenk, diese Zeit nur mit mir koste ich aus, nehme sie auf, lasse sie wellenförmig durch meinen Körper fliessen. Bis in die kleinste Kapillare strömt sie, füllt mich aus, nimmt mich ein.
So verharre ich, mein Atem fliesst gleichmäßig, ich genieße die Zeit mit mir. Wie lange? Das ist völlig egal. Ich habe keine Kontrolle darüber, ich will keine Kontrolle darüber. Dieses Gefühl der Geborgenheit hüllt mich ein, es wärmt mich und es fühlt sich verdammt gut an. Zeit und Raum lösen sich auf, ich bin mit mir und in mir allein.
Irgendwann, habe ich zwischendurch geschlafen??, tauche ich langsam wieder auf. Ich spüre meinen Rücken auf der Decke. Das Wippen meiner Zehen wirkt noch irgendwie surreal.
Ein erstes Recken, behutsam und vorsichtig, so, als wolle ich den Zauber nicht zerstören. Ein Auge öffnen. Langsam die Umgebung wahrnehmen. Wo bin ich?
Dieses achtsame Auftauchen aus mir genieße ich, will es verzögern, so, als ob es das letzte Mal wäre. Ich bleibe auf der Decke liegen, spüre meinem Atem, meiner Seele nach. Behutsam streife ich den Kokon ab, der mich immer noch umhüllt. Langsam gibt mich diese Hülle aus Traum und Phantasie, gespeist aus meinem Unterbewusstsein, wieder frei.
Ich fühle mich erholt, frisch & relaxt.