Auf Grund der sehr emotional geführten Diskussion möchte ich hier erstmal klarstellen, dass dieser Post meine Meinung ausdrückt.
Für mich muss man bei der Diskussion zwischen unterschiedlichen Bereichen unterscheiden.
Ich unterscheide zwischen der der tantrische Philosophie, dem Neotantra der westlichen Welt, der Tantramassage, Seminaren und Workshops und privaten Tantragruppen.
Betrachte ich die ursprüngliche tantrische Philosophie, also eine Philosophie, die vor tausenden von Jahren aus asiatischem Schamanenwissen entstand und dann durch Hinduismus und Buddhismus adaptiert und integriert wurde, so ist hier der Kommerz auf primär Seminare, Workshops und Bücher fixiert, und meineserachtens auch berechtigt.
Wenn jemand ein Buch verfasst, Seminare und Workshops anbietet, so steht ihm auch eine Entlohnung zu. Gerade, wenn ich einen Autor oder Seminarleiter möchte, der es professionelle macht, also seine gesamte Arbeitszeit in seine Tätigkeit steckt, sich weiterbildet und weiterentwickelt, so muss ich dieser Person auch ermögliche, von dem zu leben, was er tut.
Hier ist aber anzumerken, dass es bei der tantrischen Philosophie primär darum geht, dass ich sie, wenn ich damit mein Leben gestalten will, selbst in meinem Leben umsetzte und dieser größte Teil der „Arbeit“ muss von mir selbst geleistet werden. Das kann ich auch nicht kaufen.
Hier in der westlichen Welt verstehen die meisten Laien, wenn man sie nach Tantra fragt, darunter Tantramassage und vielleicht noch die philosophischen, primär auf Sexualität bezogenen, Ansätze des Neotantra.
Viele Menschen hier kommen zum Tantra über Tantramassagen, meist über professionelle, kommerzielle Angebote.
Auch das finde ich legitim, da es hierbei um eine Dienstleistung geht, die es auch Alleinstehenden und Paaren, wo beide Laien sind, ermöglicht Tantra kennenzulernen und sich im Anschluss frei zu entscheiden, wie und auf welche Weise Tantra nach diesem Erstkontakt in ihrem Leben eine Rolle spielen soll.
Gerade für den Erstkontakt von Laien, die Tantra nicht über einen Partner kennen lernen, ist das professionelle Angebot wichtig, da diese Anbieter auch die Werbung für das Tantra übernehmen, die immer auch mit pekuniärem Einsatz verbunden ist.
Ähnliches gilt für mich bei Seminaren und Workshops. Wenn ich Lehrer möchte, die sich möglichst Vollzeit mit Tantra, Ausbildungstechniken und der Orga von Seminaren und Workshops beschäftigen, so muss ich das auch bezahlen.
Wenn jetzt hier das Argument des Alternativen Austausches von Dienstleistungen und Naturalien kommt, so sehe ich das als Augenwischerei, denn auch das sind Kompensationen die einem Geldwert entsprechen. Sieht Papa Staat übrigens auch so.
Letzlich muss auch ein Vollzeit-Tantra-Lehrer davon leben können.
Tantra ist nun mal eine „Open Scorce“ Philosophie, niemand hat die Rechte daran, und jeder kann es nutzen wie er/sie es möchte. Eben auch kommerziell, aber es muss niemand diese kommerziellen Angebote nutzen.
Und sieh man sich die ursprünglichen Philosophieströmungen im Tantra an, auch die religiösen Einflüsse durch Buddhismus und Hinduismus, so findet man da nirgends ein Verbot von kostenpflichtigen Behandlungen oder einer, wie auch immer gearteten Schüler->Lehrer-Kompensation.
Und genau wie die kommerziellen Angebote haben auch private Tantragruppen, die auf der Basis von Unkostenbeiträgen und Kostenteilung basieren, ihre volle Berechtigung.
Denn nur eines ist klar keines der Lager hat das Exklusivitätrecht auf Tantra, keines hat den Anspruch, behaupten zu dürfen, die einzige „wahren Tantriker“ zu sein.
Dafür ist die Philosophie des Tantra viel zu vielschichtig und zu facettenreich.
Gerade in Zeiten des Internets sind für jeden Interessierten erst mal soviel Infos kostenlos verfügbar, dass sich jeder frei informieren kann und dann auch frei entscheiden kann, welchen Weg er beim Tantra einschlagen will, und welche Dinge ihn weniger intressieren. Auch die finanziellen Gesichtspunkte und die Wahl der Lehrer und der Literatur kann jeder frei für sich entscheiden.
So ist jeder Weg individuell und ganz von dem Menschen abhängig, der ihn geht.