Danke für dieses interessante Thema
Zuerst einmal gilt es für mich zu schauen, wo möglicherweise mein Trigger liegt, dass mich etwas überhaupt wütend machen kann. Liegt es an mir, meinen Einstellungen, Konditionierungen etc.
Also mehr oder weniger im Innen.
Dann liegt es einfach an mir, daran zu arbeiten.
Hier würde ich wütend sein eher in Richtung untantrisch interpretieren - daran zu arbeiten wiederum eher in Richtung tantrisch.
Manchmal liegt der Grund allerdings auch im Außen; und in diesem Fall lässt sich das für mich in sehr kurzer Zeit mit ganz klaren Ansagen lösen.
Zwei Beispiele aus Seminarsettings:
In einer 3er-Übung hat einer der Teilnehmer gemeint: ich würde gerne beginnen und ich würde sagen, du bist Zweiter und du Dritter.
Natürlich habe ich ihm umgehend zu verstehen gegeben, dass er gerne seine Wünsche in Bezug auf die Reihenfolge äußern kann. Aber meine eigenen will ich dann schon gerne selbst artikulieren und mich nicht von jemandem einteilen lassen. Eine kurze Wut angesichts dieser Grenzüberschreitung und damit ist wieder alles gut.
Andere Situation, ebenfalls in einer 3-er Konstellation:
Die Gruppen hatten sich zusammengefunden und ich war sehr zufrieden mit einer äußerst feinen Zusammensetzung. Plötzlich gab es riesige Aufregung um eine Teilnehmerin einer anderen Gruppe, die meinte, sie wolle nicht in diese Gruppe und möchte unbedingt mit mir in der Gruppe sein.
Für mich eine unangenehme Situation: stelle ich jetzt meine Wünsche (ich vermeide an dieser Stelle bewusst das Wort Bedürfnisse!) in den Vordergrund und lehne ab? Oder stelle ich diese zurück und helfe mit meinem Einlenken der Seminarleiterin (die noch dazu eine sehr gute Freundin von mir ist), eine Eskalation dieser Situation zu vermeiden?
Es wurde Zweiteres - allerdings verbunden mit einer relativ wütenden Ansage an besagte Teilnehmerin, dass sie mich jetzt aus einer für mich hervorragend passenden Gruppe herausgerisssen hat.
Auch hier: kurze, klare Ansage; sie weiß sofort was Sache ist. Und zu Beginn der Übung ist schon wieder alles vergessen.
Hier sehe ich die (kurz und klar ausgedrückte) Wut als durchaus tantrisch an. Im Sinne von Grenzen setzen und aufzeigen und die eigenen Wünsche und/oder Bedürfnisse klar zu artikulieren.
Und dann gibt es bei mir noch so etwas wie eine leicht unterschwellig mitschwingende Wut, die insbesondere dann auftritt, wenn ich eine unbefriedigende Situation in keiner Weise ändern oder beeinflussen kann.
Im tantrischen Zusammenhang wäre das z.B., wenn jemand absolut kein Gespür dafür hat, dass er sich nahezu ausschließlich im Kopf befindet, aber denkt, dass er schon nahe dran am gemeisterten oder erleuchteten Tantriker ist.
Und außerhalb tantrischer Erfahrungsräume:
Wenn mir jemand völlig Fremder z.B. an der Supermarktkassa bis auf wenige Zentimeter naherückt und damit in einen persönlichen Raum eindringt, wo er nichts zu suchen hat. Ich denke zwar nicht, dass ich dadurch aggressiv werde, aber ich finde Mittel und Wege bzw. Aussagen, um es zu verhindern.
Ein weiterer Punkt: Menschen, bei denen Dummheit und Arroganz eine unheilvolle Symbiose eingehen.
Das macht mich vielleicht kurz wütend, aber ganz sicher nicht aggressiv. Einfach fernhalten und den Kontakt meiden ist hier das Mittel meiner Wahl.