Herzensberührung...
...ich habe das Bedürfnis nochmals auf das Ursprungsthema einzugehen.
Verzeiht mir bitte, dass ich noch keine unglaublich weitreichenden tantrischen Erfahrungen habe, aber ich meine die Dynamik aus vielen Bereichen (wieder) zu erkennen und habe sie auch schon im tantrischen anklingen gespürt.
Ich bin in einem Feld unterwegs, in dem ich in verschiedenen Settings - in meinem Fall Bondage, BDSM, Polyamor, Körpertherapie und auch Tantra Situationen erlebe, in denen tiefe Dynamiken zwischen zwei oder mehr Personen erlebt werden.
Und in allen Feldern habe ich den Eindruck dass die Sehnsucht des Menschen nach tiefer Erfahrung und Transformation so stark ist (verständlicherweise) dass ich manchmal den Eindruck habe, dass dies zum einen konsumiert wird und zum anderen teilweise sogar eher simuliert oder forciert im eigenen Erleben.
Ich finde da einen Vortrag von der buddhistischen Lehrerin Gangaji sehr spannend, wo es darum geht, dass die Herzensöffnung etwas ist, was man erfährt, aber nicht 'tun' kann. Aber da die Erfahrung so universell und schön ist, und Menschen sich teilweise schwer damit tun zu akzeptieren, dass eine Erfahrung zurückbleibt hinter dem was man schon erlebt hat, ist die Versuchung groß, die Herzöffnung zu 'machen'. Eigentlich ist es aber etwas ausserhalb unsere Kontrolle, ob unser Herz sich öffnet oder nicht. Es geschieht - oder nicht.
In verschiedenen Kontexten habe ich das erlebt, dass sich zwei Personen fast schon wie hineingesehnsüchtet haben in die unglaubliche Erfahrung in den Seilen, Spiel, tantrischer Transformation, tiefer therapeutischer Erfahrung...einfach weil die Sehnsucht danach groß ist. Aber wenn ich dann mitbekommen, dass die gleichen Personen zu jedem weiteren Treffen mit immer anderen Partnern immer gleiche Höchstpunkte habe, dann fällt es mir schwer an die Tiefe und Authentizität zu glauben.
Von daher auf die Frage geantwortet würde ich sagen: Nein, Tantriker empfinde ich nicht als weniger verbindlich - ich erlebe eine mögliche Form von 'Tiefenerlebniskonsum' in mehreren Bereich.
Aber würde ich die Frage stellen, ob ich den Wunsch hätte, dass Tantriker feiner mit der Resonanz ihrer Selbst umgehen und auch Raum lassen dafür, was entsteht, erwartungsfrei und offen...dann würde ich klar Ja sagen.
Ich bin ebenfalls der Meinung auch in meiner Erfahrung, dass man im Tantra (und anderen Feldern) in Tiefe eintauchen kann und dies ein einmaliges und dennoch nicht weniger aufrichtige und achtsames gemeinsames Erleben sein kann. Dennoch möchte ich auch eine Lanze brechen für die Herzensberührung die eine auch menschliche Öffnung auf beiden Seiten beinhaltet, in dem ein Mensch den anderen berührt und auch Spuren hinterlässt - in dem das Herz als zentrales Chakra berührt und verändert wird. Und sich daraus auch Bind-dung und ein Weg zu ver-bind-lichkeit ergeben kann.
Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich mir wünsche, dass die Bewusstheit für die universelle Kraft einhergeht mit dem Bewusstsein, dass dort auch zwei Menschen mit Persönlichkeit sich begegnen. Und auch wenn dann nicht aus allem eine lebenslange Beziehung wird, so möchte ich mich immer auch für die menschlichen Aspekte meines Gegenübers öffnen und berühren lassen. Und damit auch die Tür offen lassen für Ver-bind-lichkeit.